deutsche und französische Schüler

Schüleraustausch

Der Schüleraustausch mit dem Collège Pasteur in Petit-Couronne fand seit dem Jahr 1972 regelmäßig mit großem Erfolg statt.
Aktuell ruhen die Aktivitäten des Schüleraustausches leider. 
Nachstehend beschreiben Angelika Wittwer (Rektorin der Realschule) und Susanne Horstmann die Schulpartnerschaft dem Collège Pasteur.

Deutsch – französischer Schüleraustausch an der Realschule im Schulzentrum Ahlem

Angelika Wittwer

Angelika Wittwer ist Diplompädagogin, Realschulrektorin  und Fachlehrerin für Französisch und Englisch an der Realschule im Schulzentrum Hannover-Ahlem. Sie leitete den Schüleraustausch von 1980 bis 1992 und von 1996 bis 2000 allein.

Ihre Aufgabe ist es jetzt, als Fachbereichsleiterin Sprachen in Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen das Programm für den Austausch auf deutscher Seite zusammen zu stellen, die entsprechenden organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen in die Wege zu leiten und das Programmheft für den Besuch der französischen Gäste in französischer Sprache  und in deutscher Sprache für die deutschen Teilnehmer zu gestalten. Außerdem hilft sie bei der Betreuung und Begleitung der Gäste.


Im folgenden Text beschreibt sie die Entstehung und den jährlichen Ablauf des Schüleraustausches zwischen der Realschule Ahlem und dem Collège Pasteur in Petit-Couronne:

Die Realschule im Schulzentrum Hannover-Ahlem verbindet seit 35 Jahren eine Schulpartnerschaft mit dem Collège Pasteur in Petit-Couronne bei Rouen, der Hauptstadt der Haute-Normandie/Frankreich. Die Schulpartnerstadt ist eng verbunden mit der offiziellen Partnerschaft zwischen den Gemeinden Ahlem und Petit-Couronne. Erste Begegnungen zwischen führenden Gemeindevertretern, Gruppen  der  örtlichen Sport- und Kulturvereine und zahlreiche Familienkontakte gingen der Schulpartnerschaft in den Jahren 1967 bis 1970 voraus.

1972 verlebte dann eine Schülergruppe des Collège Pasteur aus Petit-Couronne ihren ersten Aufenthalt in Ahlemer Gastfamilien und 1973 reisten Schüler der Realschule Ahlem zum Gegenbesuch in die Normandie.


Seit dieser Zeit bildet der Schüleraustausch zwischen beiden Schulen eine der Hauptaktivitäten der regen Partnerschaft zwischen der Gemeinde Petit-Couronne und dem hannoverschen Stadtteil Ahlem, die finanziell und ideell in großzügiger Weise vom örtlichen Bezirksrat- bzw. Ortsrat, den Partnerschaftsvereinen und anderen Institutionen unterstützt und gefördert wird.


Während in den Anfangsjahren Französischklassen der 10. Jahrgangsstufe der Realschule Ahlem geschlossen am Schüleraustausch teilnahmen, sind heute vorwiegend Schüler des 6., 7. und 8. Schuljahres der Realschule beteiligt. Diese Schüler nehmen vor Beginn des Austausches an einer vorbereitenden sprach- und landeskundlich orientierten Arbeitsgemeinschaft teil, damit sie die nötigen Grundlagen und eine gewisse Sicherheit für den Frankreichaufenthalt erlangen.


Die Planung, Organisation und Durchführung des gesamten Schüleraustausches liegt auf deutscher wie auch auf französischer Seite in den Händen der jeweiligen Schulleitungen, der verantwortlichen Fremdsprachenlehrer und der beteiligten Schüler und ihrer Eltern.


Der Schüleraustausch geht alljährlich immer in gleicher Weise vonstatten. Entweder die französische oder die deutsche Schülergruppe kommt mit ihren begleitenden Lehrern nach Petit-Couronne bzw. Ahlem. Wochen später reist die andere Schülergruppe zum Gegenbesuch in die Partnergemeinde. Zeitpunkt und Dauer der Aufenthalte im Gastland sind jedoch von den allgemeinen Schulterminen abhängig und müssen dementsprechend koordiniert werden.


Die Schüler werden immer in den Familien der Partnerschüler des Gastlandes untergebracht. Während des einwöchigen Aufenthaltes wird den Gästen in Deutschland bzw. in Frankreich ein reichhaltiges und interessantes Programm geboten. Neben Museumsbesuchen, Stadt- und Betriebsbesichtigungen und Ausflugsfahrten in die Umgebung, nehmen die Schüler auch am Unterricht und an sportlichen Aktivitäten der jeweiligen Gastschule teil. Höhepunkt der jährlichen Programme bilden in Deutschland ein Ausflug nach Hamburg oder Bremen (früher eine Informationsfahrt an die deutsch-deutsche Grenze) und in Frankreich eine Tagesfahrt nach Paris mit Besichtigungen berühmter Bauwerke.


Die Austauschprogramme haben das gemeinsame Ziel, den Schülern das andere Land, seine Menschen und seine kulturellen Eigenarten näher zu bringen. Außerdem sollen die Schüler auch die Sprache der Freunde besser verstehen und sprechen lernen. Hier begegnen sich nicht nur Jugendliche mit Jugendlichen. Deutsche und Franzosen erhalten bei den alljährlichen Austauschprogrammen wichtige Einblicke in das gegenseitige Familienleben und die örtlichen, historischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten des jeweiligen Gastlandes. Es finden Verständigungen statt, die sich dauerhaft sowohl im örtlichen als auch im zwischenstaatlichen Bereich auswirken. Im Gegensatz zu rein touristisch organisierten Reisen nach Frankreich bzw. Deutschland wird hier die Verpflichtung für einen Austauschpartner übernommen und oftmals erkannt, dass nur die Beherrschung der Sprache es möglich macht, dir Kultur und die Menschen des Gastlandes wirklich kennenzulernen. 


Es ist deshalb Aufgabe aller am Schüleraustausch Beteiligten, weitere freundschaftliche Beziehungen zwischen deutschen und französischen Schülern und deren Familien zu entwickeln und zu fördern.


Eine Partnerschaft nur zu wollen genügt nicht, sie muss ständig mit neuem Leben erfüllt werden.

Angelika Wittwer

Der deutsch-französische Schüleraustausch in Ahlem – eine interessante Aufgabe!

Brigitte Horstmann

Brigitte Horstmann unterrichtet an der Realschule Ahlem Französisch, Englisch, Geschichte, Politik und Erdkunde. Sie hat außerdem die Fachleitung für Französisch und die Fachbereichsleitung für Gesellschaftswissenschaften. Seit dem Jahre 2000 betreut sie zusammen mit Frau Wittwer den Frankreichaustausch mit dem Collège Pasteur in Petit-Couronne in der Normandie. 


Ihre Arbeit für den Schüleraustausch beschreibt sie wie folgt:

Für einen gelungenen Verlauf des Austauschs gilt es eine Fülle von Aufgaben zu erledigen. Es beginnt mit der Anwerbung der Schüler und der Durchführung einer vorbereitenden Frankreich-AG. Es folgen die Verteilung der Gastschüler auf die Familien - was sich unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Schülermentalitäten zuweilen als recht schwierig erweist - die Begleitung und Leitung der Frankreichfahrt und des Besuchs der französischen Schüler in Ahlem, die Beherbergung und Bewirtung der französischen Kollegen, verbunden mit der Kontaktpflege in Sachen Austausch. Abschließend erfolgt noch die Nachbereitung der Fahrt zusammen mit den Schülern. Hierbei entstehen eine schöne Erinnerungsmappe, Fotoposter, Power-Point-Präsentationen u.s.w. 


Eine wichtige Rolle spielt ebenso das Engagement und die Hilfe der gastgebenden Eltern unserer Schule und die Zusammenarbeit mit ihnen. So erhalten diese an zwei Elternabenden wichtige Informationen zu pädagogischen, organisatorischen und rechtlichen Aspekten. Am großen „Abschiedsabend“ richten unsere Eltern ein selbst zubereitetes köstliches Buffet für die französischen Gäste und weitere geladene Teilnehmer aus. 


Die Erledigung dieser organisatorischen Aufgaben bedeuten für  mich – wie man sich unschwer denken kann - eine erhebliche Mehrbelastung, zumal die Bereitschaft der Schüler, die französische Sprache zu lernen und am Austausch teilzunehmen, leider abnimmt. Gründe dafür sind steigende Kosten, damit  verbundene Finanzierungsprobleme der Eltern, aber auch deren begrenzte Möglichkeiten, einen Gastschüler aufnehmen zu können. 


Trotz allem sehe ich im Frankreich-Austausch eine große, nicht zuletzt persönliche Bereicherung. Fast immer gibt es zufriedene, ja begeisterte Schüler und Eltern. Des Weiteren bietet der Austausch ein interessantes, attraktives Besichtigungsprogramm, die Möglichkeit, die französische Sprache im Lande zu sprechen, die Kontakte mit den inzwischen zu Freunden gewordenen französischen Kollegen und den Vertretern der Stadt Petit-Couronne sowie die Beziehungen zu den beiden Partnerschaftsvereinen. Auch der Einblick in das französische Schulsystem ist für mich hoch interessant. Nicht zuletzt entsteht oft durch das nähere Kennen lernen während der Frankreichfahrt ein besonders vertrautes Verhältnis zu den teilnehmenden Schülern. 

Bisher fand sich nahezu immer eine Gruppe interessierter Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die gern unseren EU- Nachbarn Frankreich kennen lernen wollen, die mit Spannung auf die touristischen „Highlights“ wie Paris und die Sehenswürdigkeiten der Normandie warten, die erleben wollen, wie es in einer französischen Schule zugeht und vielleicht sogar eine längere Freundschaft mit einer französischen Familie aufrechterhalten möchten, zu der sie als „normale“ Touristen keinen Zugang finden würden. 


Wie man sieht, bietet unser Frankreichaustausch für unsere Schüler eine Vielzahl von guten Möglichkeiten, ungeachtet der Schwierigkeiten in den Familien, sprachlich zurechtzukommen, den „anderen“ und das „andere“ zu „verstehen“, kurz - den „Blick über den nationalen Tellerrand“ zu wagen – und das seit über 30 Jahren mit großem Erfolg!               

Brigitte Horstmann  

Schüler berichten von einem Tag in Petit-Couronne: 

Im Restaurant „Auberge de la Butte“

Die am Austausch teilnehmenden Schüler und Schülerinnen nehmen in jedem Jahr vielfältige und interessante Eindrücke von Ausflügen und Begegnungen in Frankreich mit nach Hause. Der folgende Bericht spiegelt dies wider:

Gastfreundschaft
deutsche und französische Schüler

Heute geht es nach Rouen! Um 8.30 Uhr ist die Abfahrt am C. E. S. Pasteur (frz. Schule). Während der Fahrt wird erst einmal vom Wochenende erzählt und jeder hat gute Laune. Der erste Stop ist dann beim Aussichtspunkt „Mont St. Aignan“. 

Mont St. Aignan bietet uns einen schönen Blick über ganz Rouen, bis hin nach Petit-Couronne.


Nun geht es zum zweiten Aussichtspunkt nach Bonsecours. Hier gibt uns M. Piolé einige Erklärungen. Während auf dem linken Seineufer das Hafen- und Industriegebiet liegt, befindet sich auf dem rechten Seineufer die Altstadt. Man erkennt die drei Kirchen, die gotische Kathedrale Notre Dame, St. Maclou und St. Ouen.


Rouen ist ein wichtiger Binnenhafen in Frankreich (hauptsächlich für Getreide und Zucker). Die Seine ist auch für größere Schiffe bis Rouen befahrbar. Der Teil der Stadt auf dem linken Seineufer wurde nach dem 2. Weltkrieg aufgrund der vielen Zerstörungen fast vollständig neu aufgebaut. Danach fuhren wir zum Restaurant „Auberge de la Butte“. Es ist eines der besten Restaurants der Normandie und gehört dem Meisterkoch Pierre Hervé. Er führt uns selbst durch sein Restaurant, das im typischen normannischen Fachwerkstil gebaut ist. Es hat viele kleine Speisezimmer, die nahezu alle mit schönen alten Wandtellern geschmückt sind. Der teuerste und älteste Teller kostet 16.000 Francs. Das Restaurant ist also fast mehr ein Museum als ein normales Speiselokal. Ein Museum hat Herrn Hervé schon viel Geld für einzelne Teller geboten, aber er hat immer abgelehnt, die Teller zu verkaufen. Es geht ihm nicht ums Geld, sondern um das schöne Aussehen seiner Speisezimmer. In einer schönen Umgebung lässt es sich eben besser speisen!


Von dem Speisezimmer geht es in die Küche. Hier stellt uns Monsieur Hervé alle Köche und Helfer vor, die bei ihm arbeiten. Fast alles, was im Restaurant zu Speisen verarbeitet wird, wird frisch hergestellt. Monsieur Hervé hat ein spezielles Frischhalteverfahren entwickelt, um für jeden Gast immer ein reichhaltiges Angebot zu haben.


Zum Ende des Besuches bekommen alle Schüler und Lehrer als Andenken eine echte Speisekarte. Dann trinken wir gemeinsam mit Monsieur Hervé einen Apéritif (Apfelwein und Orangensaft).


Simone Klemt, Ireen Schötteler, Anja Weiner  (8. Klasse 1998)